Statement zum Anschlag in Solingen

Islamische Gemeinde • 26. August 2024

Statement zum Anschlag in Solingen

Ein abscheulicher Terroranschlag in Solingen, während des Festivals der Vielfalt. 
Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen, und wir wünschen allen Verletzten schnelle Genesung und viel Kraft.
 
Kann eine Tat noch abscheulicher sein? Drei Menschen sind gestorben, mehrere sind verletzt, einige davon schwer. Tatort ist Solingen, wo das „Festival der Vielfalt“ gefeiert wurde. Der mutmaßliche Täter ist ein Geflüchteter, der in einem Flüchtlingsheim wohnt. Der Auftraggeber ist die sogenannte DAESH, die als Begründung „Rache“ für Muslim:innen in den Palästinensergebieten und anderswo auf der Welt angibt.
 
Gehen wir die Punkte einzeln durch:
Nichts auf der Welt rechtfertigt diese feige Tat. Sie ist sinnlos. Die getöteten Menschen wollten nur gemeinsam feiern. Durch den Anschlag haben viele Menschen Ehemänner, Ehefrauen, Väter, Mütter, Großväter und Großmütter verloren. Wir wünschen den Angehörigen viel Kraft und Geduld.
 
Der Tatort ist Solingen. Solingen hat in Deutschland eine besondere, leider nicht gute Geschichte. Am 29. Mai 1993, einem Pfingstsamstag, verübten vier junge Männer mit Verbindungen zur rechtsextremen Szene einen Brandanschlag auf das Wohnhaus der Familie Genç an der Unteren Wernerstraße, bei dem zwei junge Frauen und drei Mädchen ums Leben kamen.
Das Mahnmal zum Brandanschlag in Solingen wurde kürzlich mutwillig beschädigt. Es erinnert an die Opfer des Brandanschlags – fünf türkischstämmige Mädchen und Frauen der Familie Genç.
 
Mit diesem Anschlag während des Festes der Vielfalt hat erneut ein Täter eine Narbe in unseren Herzen hinterlassen.
 
Der Anlass für das Fest war das 650-jährige Bestehen von Solingen. Es sollte ein „Festival der Vielfalt“ gefeiert werden, das auch das Ankommen und den Schutz für Menschen, die zu uns geflüchtet sind, feiern sollte. Es sollte zeigen, dass Deutschland ein Land der Toleranz und Willkommenskultur ist – ein Land der Freiheit, das Menschen in Not hilft. Und es wurde erneut missbraucht. Von jemandem, der genau aus diesem Grund nach Deutschland gekommen ist. 
Ja, unsere Strafverfolgungsbehörden müssen konsequent vorgehen. Ja, unsere Asylpolitik muss verbessert werden. 
Doch eines darf nicht passieren: dass wir die Vielfalt, die wir feiern, als schuldig identifizieren.
 
Vielfalt ist das Herzstück einer offenen und gerechten Gesellschaft. Sie bereichert uns, bringt unterschiedliche Perspektiven zusammen und ermöglicht es uns, voneinander zu lernen. Gerade in Zeiten, in denen das Zusammenleben auf die Probe gestellt wird, dürfen wir nicht den Fehler machen, den Spaltern und Hetzern zu folgen. Terror und Gewalt sind abscheuliche Taten, die uns alle betreffen, unabhängig von Herkunft, Religion oder Kultur. 
Doch wenn wir angesichts solcher Tragödien beginnen, ganze Gruppen zu stigmatisieren oder die Schuld bei Menschen zu suchen, die nichts mit den Taten zu tun haben, dann spielen wir den Extremisten in die Hände. Diese versuchen, uns durch Angst und Hass zu spalten. Sie wollen, dass wir einander misstrauen und unsere Menschlichkeit verlieren.
 
Nun zu DAESH:
In ihrem Propaganda-Organ Amak behauptet DAESH, sie hätten einen Angriff „auf eine Versammlung von Christen in der Stadt Solingen in Deutschland“ verübt. Der Angreifer habe damit „Rache“ für Muslim:innen in den Palästinensergebieten und anderswo auf der Welt geübt.
 
Das Weltbild von DAESH ist schwarz-weiß. Sie, die Anhänger dieser Gruppe, behaupten, „die Muslime“ zu sein, und alle anderen seien ihre Feinde. Eine ähnliche Gruppierung in der islamischen Geschichte gab es kaum. Nur die Charidschiten zeigen eine gewisse Ähnlichkeit. Das Vorgehen von DAESH ist weder menschlich noch islamisch. Die überwiegende Anzahl ihrer Opfer sind Muslim:innen.
 
DAESH handelt nicht im Namen der Muslim:innen. DAESH findet keinen Zuspruch unter Muslim:innen. Muslimische Gelehrte haben bereits in den Anfangsjahren DAESH als unislamisch bezeichnet.
 
DAESH benutzt in ihrem Bekennerschreiben bewusst das Wort „Christen“ und versucht bewusst, einen Keil zwischen Muslim:innen und Christ:innen zu treiben. Allein das zeigt, was das Ziel von DAESH ist: Feindseligkeit zwischen den beiden Religionen zu säen. Und es zeigt, dass DAESH unislamisch handelt. Denn der Koran widerspricht der Sichtweise von DAESH: „Siehe, diejenigen, die glauben, die sich zum Judentum bekennen, die Christen und die Sabier – wer an Gott glaubt und an den Jüngsten Tag und rechtschaffen handelt, die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, sie brauchen keine Furcht zu haben und sollen auch nicht traurig sein!“
 
Und dann die Behauptung, der Anschlag sei aus Rache für Palästina verübt worden:
Nein, DAESH, du repräsentierst uns Muslim:innen nicht, und du repräsentierst nicht die Menschen in Gaza. Ja, Israel hat das Recht, sich zu verteidigen. Ja, der 7. Oktober war ein Terroranschlag ohnegleichen. Ja, die Reaktion der israelischen Regierung und das Ausmaß der Zerstörung sind ebenfalls ohnegleichen. Ja, Deutschland muss auf der Seite Israels stehen. Leider ist es nicht mehr die Seite Israels, sondern die Seite einer rechtsradikalen, religiös-fanatischen Regierung, die weiterhin anhaltende Kriegsverbrechen als Selbstverteidigung der Welt verkaufen will.
 
Das alles zeigt, dass mindestens die Rechtsradikalen in der israelischen Regierung kein Interesse an einer friedlichen Lösung haben.
 
Das Leid der Palästinenser:innen ist unbeschreiblich. Die Menschen sind nirgends vor Bomben sicher, sie hungern und haben oft kein Trinkwasser. Das Gesundheitssystem ist völlig zusammengebrochen, Krankheiten breiten sich fast ungehindert aus.
Ja, das sind Fakten. Aber DAESH, deine sinnlosen Terroranschläge mindern kein Leid. Die Menschen, die du getötet hast, sind auch unsere Menschen. Weder wir Muslim:innen noch die Palästinenser:innen brauchen deine Hilfe. Christ:innen, Jüd:innen, Andersgläubige oder Nichtgläubige sind nicht unsere Feinde. Sie sind unsere Freunde, Nachbarinnen, Bekannten, Arbeitskolleginnen oder einfach Mitmenschen.
 
Was kann gemacht werden? 
Einerseits muss der Staat ausländerrechtliche Schritte einleiten und Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Wichtiger ist aber, dass der Nährboden für Extremismus und Terrorismus ausgetrocknet wird. Dazu gehören (außerschulische) Bildungsangebote, Betreuung, Präventionsarbeit und zeitgemäße Vermittlung von fundiertem religiösen Wissen.
Diese Lösungsansätze werden auch in der Jugendarbeit der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen verfolgt. Der Anschlag in Solingen wurde noch heute thematisiert und die Narrative der Extremisten entkräftet, denn Fundamentalismus verbreitet sich dort, wo das Fundament fehlt.
 
Lasst uns zusammenstehen und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken. Lassen wir uns nicht von Hass und Vorurteilen leiten, sondern von der Überzeugung, dass Vielfalt eine Stärke ist, die uns reicher und stärker macht. Gemeinsam können wir eine Gesellschaft aufbauen, die auf Respekt, Gerechtigkeit und Solidarität basiert.
 
Lasst uns den Opfern, Verletzten, Hinterbliebenen und Angehörigen gedenken.

von Islamische Gemeinde 23. November 2025
23.11.2025, Herne - Anton Tsrin, jüdischer Jugendleiter und freischaffender Künstler, sowie Davit, der sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der jüdischen Gemeinde engagiert, leiteten den Workshop „Fake News - Wie TikTok und Instagram unsere Meinung beeinflussen“. Rund 30 Jugendliche der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen nahmen daran teil. Beide Gruppen, Jüd:innen wie Muslim:innen, gehören in Deutschland zu Minderheiten. „Wir stehen oft zwischen den Stühlen“, erklärte Anton zu Beginn. Von außen seien sie mit Vorurteilen, Zuschreibungen und Anfeindungen konfrontiert, während gleichzeitig innerhalb der eigenen Community bestimmte Erwartungen oder Unterstellungen auf sie einwirken. Mit methodischen Spielen, interaktiven Übungen und kleinen Experimenten machten Anton und Davit anschaulich, wie Ausgrenzung, Diffamierung und Falschinformationen im Netz entstehen, sich verbreiten und welche Wirkung sie auf Betroffene haben. Die Teilnehmenden setzten sich damit auseinander, wie subtile Formen digitaler Feindseligkeit funktionieren und welche Mechanismen dahinterstehen. Ebenso wurde erarbeitet, welche Strategien und Reaktionsmöglichkeiten es gibt, um sich gegen Hassrede und Fakenews zu wehren – sowohl individuell als auch gemeinschaftlich.
von Islamische Gemeinde 15. November 2025
15.11.2025, Herne - Salih, Berat und Hamza Davulcu vertraten in diesem Jahr die Islamische Gemeinde Röhlinghausen auf dem Markt der Möglichkeiten im Circus Schnick-Schnack. Sie erklärten Interessierten nicht nur die Gemeindearbeit, sondern beantworteten auch Fragen zum Islam. Natürlich drehte sich auch das beliebte Glücksrad - für Groß und Klein.
von Islamische Gemeinde 11. November 2025
Sehr geehrte Damen und Herren, Vielfalt prägt das Stadtbild unserer Region – und genau das möchten wir mit dem Projekt „Unser Stadtbild – Meine Geschichte“ sichtbar machen. In zehn Kurzvideos erzählen Menschen aus Herne und Umgebung, wie sie durch ihr Engagement, ihre Arbeit und ihren Alltag das Zusammenleben vor Ort bereichern. Wir laden Sie herzlich ein, gemeinsam mit den Protagonistinnen und Protagonisten der Videos, Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft ins Gespräch zu kommen. In entspannter Atmosphäre bei Tee, Kaffee und frisch gegrillter Sucuk möchten wir den Dialog über Zusammenhalt, Verantwortung und das Miteinander in unserer Stadt fortsetzen. 📅 Wann: Donnerstag, 11. Dezember 2025, 17:00–20:00 Uhr 📍 Wo: Stadtforum Herne, Bahnhofstraße 65, 44623 Herne Um Anmeldung unter franz@ifak-bochum.de wird gebeten. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Videoproduktion wird von der Stadt Herne gefördert. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ in Kooperation mit der Partnerschaft für Demokratie Herne statt. Wir würden uns sehr freuen, Sie an diesem Abend begrüßen zu dürfen.
von Islamische Gemeinde 10. November 2025
10.11.2025, Herne - In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen. Auch in Herne wurde die Synagoge niedergebrannt. Viele Menschen jüdischen Glaubens wurden damals verfolgt, misshandelt oder getötet. An der Gedenkveranstaltung zu der Pogromnacht nahmen neben Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung und Herner Schülerinnen und Schüler, auch einige Mitglieder der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen teil.
von Islamische Gemeinde 7. November 2025
07.11.2025, Herne - Im Rahmen des Projekts „Nahtstellen – Herner Orte gegen das Vergessen“ wurde die 13. Nahtstellen-Gedenktafel in Herne eingeweiht. Die Tafel erinnert an das Schicksal der jüdischen Familie Elias, die in Herne lebte und in der Zeit des Nationalsozialismus fast vollständig ausgelöscht wurde. Der Text dieser Gedenktafel wurde gemeinsam von Hanneke Schmitz, ihrer Familie und Jugendlichen der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen erarbeitet. Die Enthüllung fand an einem historischen Ort statt: Bahnhofstraße 111, wo Max und Helene Elias seit 1912 ein Möbelgeschäft betrieben und mit ihren Kindern im Obergeschoss wohnten. Das Haus existiert heute nicht mehr. Hanneke Schmitz, 83 Jahre alt und letzte Herner Überlebende der Shoah, sprach mit bewegenden Worten über das Schicksal ihrer Familie. Ihre Großeltern Max und Helene Elias flohen 1933 mit der Familie vor dem erstarkenden Nationalsozialismus ins niederländische Rotterdam. Doch der Versuch, sich in Sicherheit zu bringen, misslang: Nahezu alle Angehörigen wurden später deportiert und ermordet – mit Ausnahme zweier Kinder, Gerda und Erich Elias. Gerda kehrte 1946 mit ihrem Mann Fritz Günzburger und den beiden Kindern Hanneke und Bert nach Herne zurück. Für die Muslimische Jugend Röhlinghausen sprach Salih Davulcu. In seiner Rede sagte er: „Diese Tafel erinnert nicht nur. Sie mahnt uns. Sie fordert uns auf, wachsam zu bleiben. Denn das, was damals geschah, begann mit Worten – mit Hass, mit Ausgrenzung, mit Schweigen.“
von Islamische Gemeinde 2. November 2025
02.11.2025, Herne - Mitglieder der Muslimischen Jugend Röhlinghausen (MJR) trafen sich am Sonntagnachmittag für eine Vollversammlung in den Gemeinderäumlichkeiten. Auf der Agenda standen unter anderem die Wahl für den Vorstand sowie Pläne für Zukunft der MJR. Als Vorstand wurden einstimmig Hafsa Nazik Aydemir und Akif Akyıldız gewählt. Ozan Inam ist der neue Kassenwart der MJR. Für die Zukunft plant die MJR mehr Angebote für Jugendliche, weitere Spendenaktionen und verschiedene Workshops.
von Islamische Gemeinde 28. Oktober 2025
28.10.2025, Bochum - Tuncay Nazik von der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen hielt beim Ehrenamtsabend des ambulanten Hospizvereins Bochum-Wattenscheid e.V. einen Vortrag zum Thema „Sterbebegleitung, Trauer und Tod im Islam“. Nazik erläuterte religiöse Vorstellungen, Rituale und Werte, die im Zusammenhang mit Sterben, Tod und Trauer eine wichtige Rolle spielen. Er hob hervor, dass in den letzten Lebensmomenten Reinheit, Gemeinschaft und spirituelle Begleitung besonders wichtig sind. Die Teilnehmenden brachten eigene Erfahrungen aus der Begleitung von Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft ein und es entstand ein offener Austausch, der das Verständnis für muslimische Lebens- und Sterbekultur vertiefte.
von IsIamische Gemeinde 27. Oktober 2025
27.10.2025, Herne - Unter der Leitung von Sonja Kikul und Feyza Taşkesenlioğlu besuchte die 11. Klasse des Hellweg Gymnasiums Bochum die Islamische Gemeinde Röhlinghausen. Tuncay Nazik empfing die Gruppe. Nazik erläuterte die Grundlagen des islamischen Glaubens, unter anderem die fünf Säulen des Islam, das tägliche Gebet sowie ethische Werte. Anschließend wurde sich über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Christentum und Islam ausgetauscht.
von Islamische Gemeinde 25. Oktober 2025
25.10.2025, Heidelberg - Rund 45 Mitglieder der Islamischen Gemeinde unternahmen am Samstag eine Bildungsreise nach Heidelberg. Ziel der Reise war die Demokratieförderung sowie die Stärkung der interkulturellen Kompetenz. Die Reise wurde von Ehrenamtlichen aus der Gemeinde organisiert und begleitet. Besucht wurden unter anderem die Gartenmoschee im Schlosspark Schwetzingen – ein Symbol für Toleranz in der Aufklärung – sowie die Gedenkorte der Bücherverbrennung von 1933 und der ehemalige Synagogenplatz in Heidelberg. An diesen Orten wurde deutlich, wie gefährlich die Ideologie des „undeutschen Geistes“ war, mit der Menschen ausgegrenzt, Bücher verbrannt und Denkende verbannt wurden. Diese Haltung, die Vielfalt als Bedrohung sieht, ist keine reine Erinnerung an die Vergangenheit – sie findet auch heute in abwertenden und ausgrenzenden Diskursen ihre Parallelen. Kleingruppen, bestehend aus den Teilnehmenden der Bildungsreise, hielten an den jeweiligen Orten kurze Vorträge zu den wichtigsten Eckdaten.
von Islamische Gemeinde 23. Oktober 2025
23.10.2025, Herne - Ayşe und Tuncay Nazik von der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen besuchten die Gruppe für einen Vortrag zum Thema „Die zentralen Glaubensgrundsätze des Islam“. Rund 30 Frauen und Männer waren anwesend. Neben den Grundlagen des Islam wurden auch die Hochachtung gegenüber Maria und Jesus sowie die Stellung der Frau im Islam thematisiert.
Weitere Beiträge ->